Korruption weltweit — kein Grund zum Aufatmen

Regierungen weltweit investieren mehr denn je in den Kampf gegen Korruption. Dennoch zeigen die Ergebnisse einer weltweiten Umfrage aus 2015 und 2016 keine deutliche Verbesserung. Ein zentraler Grund ist das mangelnde Bewusstsein in Unternehmen.

Wirtschaftskriminalität ist ein akutes Problem, vor dem kein Land gefeit ist. Das haben die Skandale wie Panama Papers und die Volkswagen-Affäre deutlich gemacht. Die für den „Global Fraud Survey 2016“ durchgeführte Umfrage unter 2.825 Führungskräften in 62 entwickelten Ländern und Schwellenländern belegt diesen Eindruck. 39 Prozent der Befragten beklagen, dass Bestechung und Korruption in ihrem Land weit verbreitet sind und sie in den letzten Jahren keine Verbesserung ausmachen konnten. Besonders in entwickelten Ländern ist eine Verschärfung der Lage zu beobachten: Empfanden 2014 nur 17 Prozent der Befragten Korruption als weit verbreitet, sind es in diesem Jahr schon 21 Prozent.

Zwar beobachten die Autoren der Studie, dass regulatorische Eingriffe deutlich zugenommen haben, sich die Lage jedoch nicht verbessert hat. Grund dafür ist, dass das Bewusstsein für die Risiken und Gefahren von Korruption in vielen Unternehmen noch schwach ausgeprägt ist. Noch immer geben fast die Hälfte der Befragten an, dass sie unethisches Verhalten als legitim empfinden, sofern es um die Einhaltung finanzieller Ziele geht. Außerdem geben nur 11 Prozent an, dass in ihrer eigenen Branche bestochen wird, was deutlich unter den 39 Prozent liegt. Diese Einstellung hat zur Folge, dass viele Unternehmen keine ausreichenden Maßnahmen zur Identifikation und Beseitigung von Korruptionsrisiken ergreifen und auf die Nutzung unterstützender moderner Software verzichten.

Im Kampf gegen Korruption und Bestechung reichen regulatorische Eingriffe also nicht aus — sie können im Extremfall sogar das Risiko von Korruption erhöhen, wie andere Studien zeigen. Denn wenn gesetzliche Richtlinien zu streng sind, kann die die Attraktivität von Ausweichmechanismen steigern.

Unternehmen stehen somit selbst in der Pflicht, Korruption und Bestechung zu bekämpfen, um regulatorischen Maßnahmen vorzugreifen und das Kundenvertrauen nicht zu verlieren. Dafür müssen Führungskräfte zunächst erkennen, dass auch ihre Branche und ihr Unternehmen gefährdet sind. Regelmäßige Risikobewertungen und Mitarbeitertrainings sind dafür unabdingbar. Außerdem müssen klare Richtlinien in Bezug auf Bestechung und Co. existieren, die ausdrücklich im Unternehmen kommuniziert werden und Mitarbeitern so eine Hilfestellung in Konfliktsituationen bieten.

Aufgrund der stärkeren internationalen Verflechtung steigt die Korruptionsgefahr enorm, denn viele Länder haben unterschiedliche Vorstellungen von legitimem Verhalten. Auch die Digitalisierung birgt neue Gefahren, indem sie das Spielfeld für kriminelles Verhalten umgestaltet. Diese Veränderung müssen alle Beteiligten ernst nehmen und mit modernen und effektiven Mitteln dagegenhalten.

Quellen:

Ernst & Young – EY, 2016, Corporate misconduct — individual consequences. Global enforcement focuses the spotlight on executive integrity. 14th Global Fraud Survey [10.8.2016]

 

Christina ist seit Oktober 2014 als Researcher in der IW Akademie tätig, wo sie die Themenschwerpunkte Verhaltensökonomik und Institutionenökonomik bearbeitet. Parallel studiert sie Volkswirtschaftslehre im Master an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Ihr Hauptinteresse ist die Anwendung verhaltensökonomischer Erkenntnisse in der Wirtschaftspolitik.