Geschenkezeit und Glück
Weihnachten steht vor der Tür – die Zeit der bunten Päckchen, Lichter und festlichen Zusammenkünfte. Viele verbinden das Fest mit der kleinen Hoffnung durch Geschenke anderen eine Freude bereiten zu können. Doch was bewirkt Schenken eigentlich? Ist es egal, was wir verschenken – oder kommt es darauf an, wie und in welchem Kontext wir schenken? Die Glücks- und Konsumforschung liefert hier differenzierte Antworten.
Schenken wirkt – auf Empfänger und auf den Schenkenden
Zahlreiche Studien zeigen: Wer schenkt, profitiert selbst. So fanden Dunn, Aknin und Norton (2008), dass Menschen, die Geld für andere ausgeben, ein höheres Wohlbefinden berichten als solche, die Geld für sich selbst verwenden. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um Freunde, Familie oder wohltätige Zwecke handelt – das „prosoziale Ausgeben“ steigert das subjektive Glück nachhaltig. Sogar mehr, als Geld für sich selbst auszugeben! (Stenlund/Guo/Rights et al., 2024). Menschen, die regelmäßig geben und helfen, leiden außerdem seltener an Bluthochdruck und Depressionen (Piferi/Lawler, 2006). Auch eine weitere Analyse von Aknin et al. (2013) verdeutlicht: Menschen, die gespendet oder Geschenke gemacht haben, berichteten über höhere Lebenszufriedenheit. Der Effekt war sowohl in wohlhabenden als auch in einkommensschwächeren Ländern messbar und in etwa vergleichbar mit einer Einkommensverdopplung. In der Wissenschaft wird dieses glückliche Gefühl, was eine gute Tat in einem auslöst, als „warm-glow“ beschrieben. Neurowissenschaftlich lässt sich das folgendermaßen erklären: Großzügiges Verhalten lässt die Aktivierung der empathiebezogenen Hirnregionen (temporal-parietaler Kortex) ansteigen, was wiederum die Aktivierung des Belohnungssystem im Gehirn (ventrales Stratium) so beeinflusst, dass ein wohliges Glücksgefühl („warm-glow“) entsteht (Park et al., 2017). Doch welche Art von Geschenk macht am glücklichsten?
Erlebnisse versus materielle Geschenke
Van Boven und Gilovich (2003) zeigen, dass Erlebnisse glücklicher machen als materielle Dinge. In ihren Experimenten wiesen sie nach, dass Aktivitäten wie Restaurantbesuche, Konzerte oder Reisen die Teilnehmenden im Durchschnitt stärker beglückten als der Kauf von Dingen mit ähnlichem finanziellem Wert. Im Schnitt sagten 57 Prozent der Befragten, ein Erlebnis habe sie glücklicher gemacht als ein materielles Gut. Nur 34 Prozent berichteten das Gegenteil und empfanden den Besitz eines materiellen Geschenkes als bereichernder. Grund dafür: Erlebnisse verbinden sich stärker mit der eigenen Identität, sozialen Beziehungen und Erinnerungen und sind weniger vergleichbar mit dem, was andere besitzen.
Die Studie sowie auch neuere Untersuchungen zeigen jedoch: Dieser Vorteil von Erlebnisgeschenken ist kontextabhängig. Menschen mit höherem Einkommen profitieren tendenziell stärker von Erlebnisgeschenken, während Personen mit geringeren Ressourcen entweder mehr Wohlbefinden aus materiellen Geschenken gewinnen oder gleichermaßen von Erlebnissen und materiellen Geschenken profitieren (Lee et al., 2018). Schenken von Erlebnisse wirkt dabei vor allem positiv auf der Beziehungsebene (Guevarra/ Howell, 2015).
Fazit: Schenken als Chance für Glück
Richtig umgesetzt kann Schenken mehr sein als bloßer Konsum – es kann Wertschätzung ausdrücken, Beziehungen stärken und uns selbst ein gutes Gefühl geben. Gerade in der hektischen Vorweihnachtszeit lohnt es sich, bewusst zu überlegen: Was sagt mein Geschenk aus? Wie wirkt es auf den Empfänger und auf mich? Dabei helfen einige Grundprinzipien: Geschenke sollten Sinn und Beziehung transportieren, freiwillig und authentisch gewählt sein. Wer die Vorlieben der Beschenkten kennt, kann passgenau schenken - egal ob Erlebnis oder materieller Gegenstand. Gerade bei knapperem Budget können gemeinsame Zeit oder Aufmerksamkeiten durch kleine, aber durchdachte Gesten mehr Freude bereiten als teure Geschenke. Wer mit Herz und Bewusstsein schenkt, verwandelt das Schenken in ein echtes Geschenk für alle Beteiligten - und schafft vielleicht sogar ein kleines Stück Glück für sich selbst.
Quellen:
Aknin, L. B. et al., 2013, Prosocial Spending and Well-Being: Cross-Cultural Evidence for a Psychological Universal, in: Journal of Personality and Social Psychology, Jg. 104, Nr. 4, S. 635-652
Dunn, E. W., Aknin, L. B., & Norton, M. I., 2008, Spending money on others promotes happiness. Science, 319(5870), S. 1687–1688
Guevarra, D.A. and Howell, R.T., 2015, To have in order to do: Exploring the effects of consuming experiential products on well-being. Journal of Consumer Psychology, 25: 28-41.
Lee, J., Hall, D. & Wood, W., 2018, Experiential or Material Purchases? Social Class Determines Purchase Happiness, in: Psychological Science, Jg. 29, Nr. 7, S. 1031-1039
Park, S., Kahnt, T., Dogan, A., Strang, S., Fehr, S., Tobler, P. N., 2017, A neutral link between generosity and happiness, in: Nature communications, Jg. 8, Nr. 15964
Piferi, R., Lawler, K., 2006, Social support and ambulatory blood pressure: an examination of both receiving and giving, in: International Journal of Pychophysiology, Jg. 62, Nr. 2, S. 328-336
Stenlund, S., Guo, Y., Rights, J. et al. , 2024, How spending decisions shape happiness in everyday life. Commun Psychol 2, 124
Van Boven, L., & Gilovich, T., 2003, To do or to have? That is the question. Journal of Personality and Social Psychology, Jg. 85, Nr. 6, S. 1193-1202